The french connection - RGB und co. an französischen Konsolen

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    • The french connection - RGB und co. an französischen Konsolen

      Bonjour!

      Da hier im Board und im Netz allgemein oft die Besonderheiten der Geräte aus Frankreich angesprochen werden, aber oft große Verwirrung herrscht, wollte ich mal kurz einen Einblick und eine Übersicht gewähren, was Konsolen aus Frankreich betrifft, warum die Situation dort speziell ist und wie man sich beholfen hat.


      1. SECAM
      SECAM ist (genau wie NTSC und PAL) KEINE Fernsehnorm, sondern eine Farbcodierung! Die Normen (wie B, G oder M) bestimmen die Zeilenzahl und die Bildrate, die sich ursprünglich wiederum aus der Frequenz der Wechselspannung in der jeweiligen Region ergab. Brasilien benutzt beispielsweise PAL-M (60Hz, 480i, PAL). Kurz: Ob man ein Mega Drive auf 50 oder 60Hz stellt, hat NICHTS mit PAL oder NTSC zu tun

      Als Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts das Schwarzweißfernsehen schon relativ verbreitet war, wurden Wege gesucht, um möglichst kompatibel Farbe ins Spiel zu bringen. Hätte man einen Weg gewählt, der direkte RGB-Signale durch die Luft schickt, hätte man auf älteren Schwarzweißgeräten auf diesen Sendern nichts empfangen. Also entschied man sich, das Bild so aufzubauen, dass es aus einem scharfen Schwarzweißbild und einem darübergelegten Farbbild besteht, das eine niedrigere Auflösung hat (Chroma subsampling). Ein altes Gerät, würde so die Farbe einfach ignorieren und Farbgeräte das komplette Signal anzeigen.
      Verschiedene Staaten entschieden sich für verschiedene Farbcodierungen und so verbreiteten sich PAL, NTSC und SECAM auf der Welt, wobei der SECAM-Anteil der kleinste war.
      Füttert man nun ein "reines" SECAM-TV mit einem PAL-Signal, wird nur ein Farbloses Bild angezeigt. Soll ein Gerät also Bildsignale per RF, Composite oder S-Video übertragen, muss es also in der Lage sein, für die passende Region zu codieren, was im Falle von Videospielen angepasste Hardware (PPU o.ä.) bedeutet. Da der SECAM-Markt bis in die 90er aber mit Frankreich als einzig erreichbarem Land recht klein war, schien dies nicht profitabel und es wurden andere Lösungen angewandt.

      2. RGB > SECAM

      Wie oben schon kurz erwähnt, sind Systeme wie PAL, NTSC und SECAM nur relevant, solange wir von RF- oder Composite-Signalen (und S-Video, aber da besteht ja kaum ein technischer Unterschied) reden. Überträgt man ein RGB-Bild via SCART (auch aus Frankreich), ist nur noch die Fernsehnorm von Belang. Ein Gerät, das für PAL-TVs konzipiert ist, wird also über RGB problemlos an einem SECAM-Fernseher funktionieren und ein Bild ausgeben, das von dem auf einem PAL-Gerät nicht zu unterscheiden ist.

      3. Die Systeme

      Atari


      Atari 2600: Gleich zu Beginn das interessanteste Beispiel. Für die Farbpalette und Codierung ist beim 2600 der TIA-Chip verantwortlich. Diesen gibt es für NTSCV und PAL, wobei sich die Farbpaletten unterscheiden, aber beide über 100 verschiedene Farben und Schattierungen bieten. Da ein SECAM-TIA nicht rentabel gewesen wäre, entschied man sich für eine andere Lösung. Der Atari 2600 hat einen Schwarzweißmodus, der die Spiele in 8 Grautönen darstellen kann. Beim 2600 für Frankreich wurde einfach PAL-Hardware benutzt und die Konsole dauerhaft in den Schwarzweißmodus versetzt. Dahinter befand sich eine simple Schaltung, die jedem der acht Grautöne einfach einen Farbwert zuweist und SECAM-konform in das Signal einspeist. Die Farben waren sehr simpel und sehr grell, weshalb der 2600 in Frankreich nicht sehr beliebt war.


      Atari 7800: Als der Atari 7800 auf den Markt kam, hatten sich in Europa (und vor allem in Frankreich) die SCART-Anschlüsse an Fernsehern durchgesetzt, wodurch die Geräte sehr einfach mit einem RGB-Signal gespeist werden konnten. Da man noch immer keine spezielle Chip-Variante für Frankreich entwickeln wollte und die Hardware des 7800 keine RGB-Ausgabe ermöglichte, wurde sie einfach künstlich erzeugt. Wo in normalen PAL-Ataris das Composite-Signal in einen RF-Modulator geht, wird es hier in einen RGB-Encoder geleitet und als RGB ausgegeben, damit es an französischen Fernsehern funktioniert. Theoretisch könnte das Bild besser sein als bei einem ungemoddeten PAL-7800, weil es nicht erst auf RF moduliert wird, aber echtes RGB darf man trotzdem nicht erwarten. Das ist so, als würde ich meinen VHS-Rekorder in einen HDMI-Upscaler leiten. Dadurch werden meine Videos auch nicht zu echtem HD.


      Atari Jaguar: Nativer RGB-Ausgang

      Sega


      Die Konsolen von Sega haben in Frankreich die wenigsten Probleme bereitet, da sie in der Regel über native RGB-Ausgänge verfügen. Dadurch konnten in Frankreich einfach PAL-Konsolen ausgeliefert werden, bei denen statt des RF-Kabels direkt ein RGB-Kabel beilag. Was ich leider nicht weiß ist, ob der RF-Anschluss entfernt wurde, um Verwirrung vorzubeugen oder ob es vollständige PAL-Geräte waren. Was Frankreich angeht, gibt es bei Sega nur eine einzige Ausnahme.

      Master System II: Die einzige nicht nativ RGB-fähige Heimkonsole, die Sega in Europa veröffentlicht hat, muss natürlich auch in dieser Auflistung erwähnt werden, da sie in der Variante, die ich damals zu Weihnachten bekommen habe (nur RF), in Frankreich nicht funktioniert hätte. Auch in Frankreich gab es das abgespeckte Gerät, aber Sega spendierte dem Schätzchen einen echten RGB-Ausgang, wie hier in der Anleitung zu sehen




      Nintendo


      Bis auf zwei Ausnahmen haben alle fraglichen Geräte von Nintendo einen nativen RGB-Ausgang

      NES: Der oft so gesuchte Frankreich-NES ist zwar furchtbar interessant, aber ebenso eine Mogelpackung wie der 7800. Das Composite-Signal wird intern nach RGB überführt und über einen speziellen Stecker (nicht der Multi-AV wie am SNES) ausgegeben. Bis auf diese Besonderheit handelt es sich um normale PAL-B-Hardware, die nichts besseres als Composite erzeugen kann. Im Gegensatz zum 7800 entfällt hier auch das "theoretisch bessere" Bild, da man bei uns ab Werk einen Composite-Ausgang hat.

      N64: Und hier kommt nun das größte Fragezeichen für mich. Warum hat das französische N64 (NUS-001(FRA)) keinen RGB-Ausgang aber genug Unterschiede zur PAL-Hardware, um es leicht auf RGB zu modden? Im Gespräch mit mehreren Kennern der Materie kam mehrfach die Theorie auf, dass sich bis Mitte der 90er die Fernsehgeräte in Frankreich so weit verändert hätten, dass auch PAL-Signale auf den meisten Geräten ohne weiteres entschlüsselt und farbig angezeigt werden können. Sonderlösungen für Frankreich wären somit nicht mehr nötig und damit RGB für Frankreich keine technische Notwendigkeit mehr, aber warum gibt es dann überhaupt noch ein gesondertes NUS-001(FRA)? Da auch in Frankreich später normale NUS-001(EUR) verkauft wurden, scheint die Entscheidung, RGB speziell in Frankreich nicht zu unterstützen und eine Hand voll Bauteile einzusparen, mitten in der Produktion getroffen worden zu sein.

      Ich hoffe, der ein oder andere hat ein wenig wissenswertes erfahren oder freut sich einfach, dass mal einiges davon auf einem Haufen steht. Sollte irgendwas nicht ganz stimmen, ihr zu besprochenen Themen (RF-Modulator am Sega, N64 und co) oder garnicht erwähnten Konsolen, die in Frankreich erschienen sind (Coleco, Intellivision, Heimcomputer,...), noch Informationen haben, lasst es mich wissen und ich werde es ergänzen :thumbup:
    • Boah was ein Text... aber interessant.

      DasBjoeRn schrieb:

      N64: Und hier kommt nun das größte Fragezeichen für mich. Warum hat das französische N64 (NUS-001(FRA)) keinen RGB-Ausgang aber genug Unterschiede zur PAL-Hardware, um es leicht auf RGB zu modden? Im Gespräch mit mehreren Kennern der Materie kam mehrfach die Theorie auf, dass sich bis Mitte der 90er die Fernsehgeräte in Frankreich so weit verändert hätten, dass auch PAL-Signale auf den meisten Geräten ohne weiteres entschlüsselt und farbig angezeigt werden können. Sonderlösungen für Frankreich wären somit nicht mehr nötig und damit RGB für Frankreich keine technische Notwendigkeit mehr, aber warum gibt es dann überhaupt noch ein gesondertes NUS-001(FRA)? Da auch in Frankreich später normale NUS-001(EUR) verkauft wurden, scheint die Entscheidung, RGB speziell in Frankreich nicht zu unterstützen und eine Hand voll Bauteile einzusparen, mitten in der Produktion getroffen worden zu sein.
      Da hatten die Japaner eine Fehlinformation. Die sind davon ausgegangen, dass noch die alte Fernsehnorm in Frankreich gültig ist. Erst in der Produktion ist denen aufgefallen, dass dem nicht so ist.
    • raphnix schrieb:

      Boah was ein Text... aber interessant.
      Joa... :saint:
      So ist das, wenn man massenhaft sinlose Fakten über Fernsehnormen aufschnappt. Das meiste habe ich entweder aus Reportagen über Restauration alter Fernsehserien oder Videospiele gelernt. Die Auflösungen 480i und 567i kommen beispielsweise quasi aus dem Stromnetz. Bei uns hat das Wechselstromnetz eine Frequenz mit 50Hz und in anderen Ländern sind es 60Hz. Hätte man auf dem damaligen Stand der Technik einen Fernseher mit 60Hz an einem 50Hz Stromnetz betrieben, hätte das geflimmert wie sau. Die horizontale Auflösung und gesamte Zeilenzahl pro Sekunde ist bei beiden Hertzraten gleich, nur der "Seitenumbruch" kommt öfter und die 14400 Zeilen pro Sekunde werden entweder auf 50 oder 60 Felder aufgeteilt. Mein Kopf ist voll mit dem Müll^^


      Ahhhh, okay... das erklärt einiges. Also wurde angenommen, dass man auf Frankreich besonders achten müsse und irgendwan mittendrin haben sie gemerkt, dass sie das doch nicht machen müssen und haben die FRA-Geräte einfach mit einigen Teilen weniger ausgeliefert. Aber warum Nintendo bei einer Konsole zwischendurch plötzlich der Meinung ist, dass RGB zu teuer und unnütz ist, verstehe ich auch nicht. Die müssen ja quasi erst absichtlich eine (PAL)-Variante ohne RGB entwickelt und dann im Nachgang erst Frankreich bedacht haben. Man sollte meinen, es wäre ursprünglich billiger gewesen, die FRA-Platine überall zu benutzen, aber nur dort auch mit den Teilen zu bestücken... wenn die Teile preislich so viel ausmachen...

      Gibt es noch irgendwelche anderen NICHT RGB-Fähigen Konsolen in Europa und eventuell Frankreich, die ich bisher nicht erwähnt habe? Pong zählt nicht, weil es nicht in Farbe ist ;)
    • Etwas über ein Colecovision "avec Péritel" habe ich auch gefunden, aber weiß leider nicht, ob das jetzt richtiges RGB ist oder auch wieder wie beim 7800 oder NES einfach ein schlechteres Signal konvertiert.
    • Das Colecovision gibt im Prinzip schon echtes RGB aus. Der Videochip gibt das Componentensignal Y B-Y R-Y aus, was sich praktisch verlustfrei in RGB wandeln lässt. Leider hat CBS mit der Wandlung keinen guten Job gemacht und das Bild hat einen Blaustich. Ist aber trotzdem deutlich besser als das der AV Mod.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von ChinFu ()